Steinsaal
Die Raumausmalung des Steinsaales orientiert sich weitgehend an antiken Motiven. Sie nimmt für die Wandmalerei des frühen 19. Jahrhunderts im sächsischen Profanbau eine bedeutende Stellung ein. Der junge, erst 21jährige Schlossbesitzer Ernst Blümner begab sich 1801 – 1804 zur Vollendung seiner Bildung nach Italien. Aus der Begegnung mit den Zeugnissen der Lebenskultur des klassischen Altertums sollte der Wunsch zu einer nachhaltigen Manifestation dieser Reise in seiner Frohburger Wohnwelt entstehen. Die Einrichtung des Steinsaales wurde gleich nach seiner Rückkehr in Angriff angenommen. Durch den vorherigen Umbau einer älteren Raumstruktur konnte in strenger Symmetrie ausreichend Wandfläche für eine monumentale, arkadische Landschaft, eingebunden in ein antikisierendes Raumkonzept, geschaffen werden. Grotesken und Ranken sind mit Weinlaub, Widderköpfen und Thyrosstäben durchsetz. Sie galten als Symbole für den griechischen Gott des Weines Dionysos und kennzeichneten den Raum in seiner Bestimmung als Speisesaal und Ort heiterer Feste. In den vier gemalten Supraporten verkörpern Puttenszenen die vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft. Blickfang des Saales ist das 1805 von Carl Ludwig Kaaz geschaffene monumentale Wandbild „Nemisee“. Auf diesem Bild zeigt sich die für Kaaz nach seiner Italienreise typische Darstellungsweise. Unter dem Einfluss der romantischen Auffassung ließ er Ideallandschaften entstehen, die von arkadischer Prägung sind, das heißt vom glücklichen und idyllischen Landleben beseelt erscheinen. Mit dem Frohburger Wandbild scheint das einzige Landschaftsgemälde von so monumentaler Dimension aus der Zeit der frühromantischen Bewegung in Deutschland erhalten zu sein. Zugleich ist damit ein einzigartiges Denkmal für das Schaffen des Malers Carl Ludwig Kaaz überliefert. Er kann zu den bedeutendsten und begabtesten deutschen Landschaftsmalern des frühen Jahrhunderts gerechnet werden. Sein Talent und die Anwendung neuer Maltechniken hatten schon 1800 das Interesse Goethes an dem jungen Kaaz geweckt, das bis zum frühen Tod des Künstlers 1810 anhalten sollte.
Das Wandbild ist in Tempera Technik ausgeführt und wahrscheinlich um 1805 vollendet worden. Derartige italienische Landschaftspartien erfreuten sich zur Wende des 18. zum 19. Jahrhunderts in der Landschaftsmalerei großer Beliebtheit. Nicht selten wurde die Landschaft dabei idealisiert und dem damaligen „Romantischen Gedanken“ angepasst. Auch Kaaz schöpfte für das Frohburger Wandbild aus einem Fundus unterschiedlicher vor Ort angefertigter Zeichnungen, die er zu einer idealen Darstellung verschmelzen ließ.
Wandbild "Nemisee" nach Abschluss der Restaurierung im Jahre 2010
Der mit ca. 1000 m Durchmesser kleine Nemisee in den Albaner Bergen befindet sich rund 30 km südlich von Rom. Er ist der Kratersee eines erloschenen Vulkans. Die umgebende Landschaft wird geprägt durch die Orte Genzano und Nemi. Der See entwickelte sich in der Antike zu einem Erholungsgebiet reicher Römer, ringsum wurden zahlreiche Villen erbaut, darunter eine für Julius Cäsar. Der römische Kaiser Caligula (37 – 41 n. Chr.) ließ zu seinem Privatvergnügen und für kultische Zwecke zu Ehren der Göttin Diana zwei Prunkschiffe, die so genannten Nemisee-Schiffe, am See konstruieren. Sie müssen jedoch kurze Zeit nach dem Sturz Caligulas gesunken oder versenkt worden sein. 1929 und 1930 wurden die Schiffe aus dem See geborgen. Ein Feuer zerstörte sie 1944.
Die museale Ausstattung mit zeittypischer Speisetafel und Dekoration vermittelt heute ein anschauliches Bild der Geisteshaltung Ernst Blümners, der sich mit der inneren Umgestaltung seines Schlosses für ein Dekorationsprinzip nach antiken Vorbildern entschieden hatte. Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Schönheit waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts längst Gestaltungsmaximen für die unmittelbare, gegenständliche Lebensumwelt geworden, in einer Zeit, in der das antike Ideal von Menschenwürde und Natürlichkeit zum alles beherrschenden Postulat erhoben wurde.